Was haben sonnenverwöhnte Strände, Segeln im Mittelmeer und Unterwasserarchäologie-Expeditionen miteinander gemeinsam? Zusammen bilden sie eine starke, jedoch bisweilen übersehene Industrie, welche Meeres- und Küstentourismus heisst.
Mehr als Meer und Sonne
Zum Küstentourismus zählen Touristenaufenthalte und Freizeitaktivitäten am Strand (z.B. Schwimmen, Surfen, usw.), sowie andere Freizeitaktivitäten in Küstengebieten (z.B. Besuch von Aquarien, Beobachten des Meereslebens, usw). Meerestourismus umfasst Aktivitäten im und auf dem Wasser (z. B. Boots- und Segelsport, Kreuzfahrten, Wassersport) und schließt auch den Betrieb landgestützter Einrichtungen ein. Bei vielen von diesen Aktivitäten spürt man ein interkulturelles Flair – z.B. die Erforschung uralter Wege, die kulinarischen Genüsse und das Kennenlernen von maritimen Traditionen und maritimem Brauchtum.
Eine große Sache
Der Meeres- und Küstentourismus bietet beinahe 3,2 Millionen Menschen Beschäftigung, schafft eine EU-weite Bruttowertschöpfung von insgesamt 183 Mrd. EUR und macht 1/3 der maritimen Wirtschaft aus. Rund 51 % des europaweiten Bettenangebots in Hotels konzentriert sich auf Regionen mit Meerzugang – in den südeuropäischen Ländern sind die Zahlen sogar noch beeindruckender. Die Hälfte der Europäer, die letztes Jahr eine Kreuzfahrt buchten, bevorzugten das Mittelmeer, während der Kreuzfahrttourismus in der EU 330 000 Menschen beschäftigt und einen Direktumsatz in Höhe von 15,5 Mrd. EUR erwirtschaftet (2012).
Das Potenzial des Sektors ist noch nicht ausgeschöpft, wenn man bedenkt, dass Europa das wichtigste Reiseziel mit 52% der Gäste weltweit ist. Gemäß der Studie zum blauen Wachstum soll der Küsten- und Meerestourismus bis 2020 um 2 bis 3% ansteigen. In die Zukunft blickend nahm die EU-Kommission eine Mitteilung über “Eine europäische Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung im Küsten- und Meerestourismus“ an (Februar 2014).
Allerdings steht der Küsten- und Meerestourismus einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, einschliesslich der Notwendigkeit, die Saison auszuweiten, mit der zunehmenden Konkurrenz der nicht-europäischen Reiseziele zurechtzukommen sowie Nachhaltigkeitsfragen Rechnung zu tragen, z.B. der Klimawandel, die Zugänglichkeit der Inseln, die Umweltbelastug und die Aufwertung urbaner Landschaften.
Blau ist die Farbe Griechenlands
Mit seiner 18.400 km langen Küste – die längste in der EU - und einer erstklassigen touristischen Infrastruktur, die 17% des BIP ausmacht, hat Griechenland ein besonderes Interesse an der Prosperität der Tourismusindustrie. Ziel der griechischen Ratspräsidentschaft ist es, dieses Potenzial hervorzuheben, mit Interessengruppen (Reiseveranstalter, Hafenbehörden, Unternehmer) einen konstruktiven Dialog aufzunehmen, makroregionale Strategien (wie z.B. die Strategien für die Ostsee, für die Adria und das ionische Meer oder die atlantische Strategie) voranzutreiben und gleichzeitg Initiativen zu fördern, wie z.B. die “2014-Mittelmeer-Jahr”-Initiative.
Zu diesem Zweck veranstaltet die Ratspräsidentschaft eine hochrangig besetzte Konferenz, die dem Meeres- und Küstentourismus gewidmet ist, und gleich danach eine Veranstaltung zum Thema Online Marketing und dessen neue Instrumente: Herausforderungen und Perspektiven.
Siehe auch: Griechische Ratspräsidentschaft – Das Meer; Europäische Kommission: Meeres- und Küstentourismus und Blaues Wachstum